Vor 500 Jahren erhoben sich die Bauern in Süddeutschland, Franken und Thüringen. Auslöser waren wirtschaftliche Not und die Einschränkung angestammter Rechte, insbesondere bei der Nutzung der Allmenden, aber auch Auswirkungen der gerade beginnenden Reformation. Eine programmatische Rolle spielten dabei die „Memminger Artikel“ vom März 1525, die als erstes Manifest für Menschen- und Freiheitsrechte in Europa gelten. Nach anfänglichen Erfolgen wurden die Bauernaufstände überall blutig niedergeschlagen. Ein entscheidender Wendepunkt war die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525.
Obwohl die Forderungen der Bauern nirgendwo erfüllt wurden, hat sich die Erinnerung an den Aufstand im kollektiven Gedächtnis gehalten. Was aber hat uns dieses Ereignis heute noch zu sagen, gehören doch, zumindest in Europa, wirtschaftliche Not und politische Entrechtung der Vergangenheit an? Doch in anderen Teilen der Welt, mit denen wir durch globale Lieferketten verbunden sind, sieht das immer noch anders aus. Und auch hierzulande sind ländliche Regionen vielfach benachteiligt, der Verkauf landwirtschaftlicher Flächen an große Investoren gefährdet bäuerliche Existenzen, und die Auswirkungen der Klimakrise, der Verlust an Biodiversität und die politischen Gräben in der Gesellschaft sind im ländlichen Raum besonders spürbar.
Vor diesem Hintergrund wollen wir mit unserer Tagung kurz zurück, aber vor allem nach vorn schauen. Wie können wir die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der ländlichen Räume bewältigen? Wie können wir, gemeinsam mit vielfältigen Akteuren und als gemeinsamer Prozess von Stadt und Land, die ländlichen Räume als Orte der Zukunft und der Offenheit gestalten? Und wie müssten, unter zeitgemäßem Bezug auf die Utopien der Bauern, Forderungen „widerständiger Landbewohner“ heute aussehen?
Zur Diskussion dieser Fragen laden wir sehr herzlich nach Bad Frankenhausen ein!